Michel Köhler studierte nach einem freiwilligen ökologischen Jahr im Agenda 21 Büro/Umweltberatung der Stadt Mannheim den Wirtschaftsingenieurstudiengang Energie- und Umweltmanagement an der Universität Flensburg.
In seiner Diplomarbeit beschäftigte er sich mit dem Finanzierungspotenzial von Windparks in Lateinamerika im Rahmen von Instrumenten der Klimarahmenkonvention. Anschließend arbeitetete er für die internationale Klimaschutzberatung Perspectives in Hamburg. Dort fokusierte er sich auf Klimapolitikstudien zur Treibhausgasreduzierung und Anpassung im internationalen Kontext, entwickelte sektorale Klimaschutzprogramme für Entwicklungsländer und beschäftigte sich mit Rahmenbedingungen von Klimafinanzierung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Seit April 2014 arbeitet er selbstständig als internationaler Klimaschutzberater. Anfang Mai 2014 gründetete er mit ehemaligen Mitstreitern das Hamburger Klimapolitikberatungsnetzwerk „the greenwerk“, dass öffentliche Institutionen und NGO's im Kontext der Klimarahmenkonvention, der Klimaverhandlungen und bei der Entwicklungen von Klimaschutzkonzepten in Entwicklungsländern unterstützt. Ab Januar 2015 widmet er sich der Erarbeitung einer von der Reiner-Lemoine-Stiftung geförderten Promotion.
Kurzbeschreibung des Promotionsvorhabens:
Die Bundesrepublik steht vor einer historischen Herausforderung: Zur Neige gehende Ressourcen und der antropogene Treibhauseffekt zwingen zum Umbau der fossilen Energieversorgung zu einer nachhaltigen, klimafreundlichen Energiewirtschaft. Dazu sind umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen nötig. Die energetische Transformation hin zu 100% Erneuerbaren braucht dabei sowohl verlässliche Investitionen für volkswirtschaftlich sinnvolle Lösungen als auch adäquate Teilhabe und nicht zuletzt eine breite Unterstützung durch die Bevölkerung. Diese Elemente sind in der gegenwärtigen Struktur nicht ausreichend gegeben, dies verzögert beziehungsweise gefährdet die Umsetzung der Energiewende.
Gleichzeitig kann die derzeitige Konstruktion des Rentensystems basierend auf einer abschmelzenden Umlagefinanzierung und zunehmenden privat finanzierten Vorsorge auf Basis der Riesterrente langfristig zu Altersarmut großer Bevölkerungsteile führen, erst recht wenn aufgrund zyklischer Finanzmarktkrisen Rentenüberschüsse verloren gehen. Die derzeitige Ausgestaltung wird von vielen Experten als ungerecht und nicht nachhaltig beschrieben.
Das Promotionsvorhaben beschreibt eine Lösung, die beide Problemfälle vorteilhaft und nachhaltig miteinander verknüpft: Die Bevölkerung bringt Rentenzahlungen in einen staatlich regulierten und kontrollierten Infrastrukturfonds ein, der anschließend langfristige Infrastrukturprojekte im Rahmen der Energiewende finanziert. Die Erlöse aus der Nutzung der Infrastruktur fließen später als Rentenzahlungen zurück an die Bevölkerung.
Die Doktorarbeit beschreibt mögliche Konstruktionen der Infrastrukturrente sowie des Fonds und untersucht welche Option, etwa ein Staatsfond nach Norwegischem Beispiel oder ein reguliertes Staatsprodukt wie in Schweden anhand verschiedener Kritierien sowohl für die Beitragszahler als auch die Finanzierung von Infrastrukturprojekten am vorteilhaftesten wäre.
Die Einspeisung in die Politik ist zentrale Motivation, dabei wird der Schwerpunkt auf Deutschland gelegt und die konkrete politische Implementierung im Kontext der deutschen Rahmenbedingungen ausgearbeitet. Darüberhinaus soll die Dissertation auch einen Ausblick auf Schwellenländer geben, die gerade jetzt erste Rentensysteme einführen und eventuell die Idee aufgreifen könnten, um von vorherein einen nachhaltigen Entwicklungpfad einzuschlagen – sowohl im ökologischen als auch im sozialen Bereich.