15.10.2024
Aktuelle Forschungsergebnisse von Dr. Ricardo Reibsch zeigen, wie das Flexibilitätspotenzial von PV, stationären Batteriespeichern, Wärmepumpen und Elektromobilität für die Stabilität des Energiesystems besser genutzt werden kann.
Die nun vorgelegte Studie bündelt die Essenz seiner vierjährigen Forschungsarbeit am Graduiertenkolleg der RLS über das Flexibilitätspotenzial in den Niederspannungsnetzen. Ricardo zeigt auf, dass das Fördern von dezentralen Flexibilitäten im Niederspannungsnetz sowohl technisch als auch ökonomische Vorteile hat.
Die Untersuchungen haben hohen aktuellen Wert. Denn der Diskurs über Flexibilitäten hat derzeit einen hohen Stellenwert. Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima hat in seinem im September vorgelegten Optionenpapier zum „Strommarktdesign der Zukunft" sehr klar formuliert: „Flexibilität wird zum neuen Markenzeichen in einem treibhausgasneutralen Stromsystem. Das führt zu einem Paradigmenwechsel." Während jedoch Netzbelastungen zunehmen zum Hemmschuh der Energiewende werden, werden diese Potenziale in der Praxis bisher jedoch kaum genutzt.
Lösungen gibt es längst. In technischen Analysen zeigt sich, dass der intelligente Einsatz von Batteriespeichern und eine Flexibilisierung des Verbrauchs einen wichtigen Beitrag zur Minimierung von Netzbelastungen darstellen können.
„Meine Forschungsergebnisse zeigen sehr eindeutig, dass in den Niederspannungsnetzen ein großes Potenzial für mehr Flexibilität steckt. Der Bezug elektrischer Energie aus der übergeordnete Netzebene kann halbiert und der Eigenverbrauch der erzeugten PV-Energie innerhalb des Niederspannungsnetzes verdoppelt werden. Die Stabilität des Energiesystems wird sich dauerhaft erhöhen, wenn es gelingt, dezentrale Photovoltaik, lokale Batteriespeicher sowie Wärmepumpen und die Elektromobilität klüger miteinander zu vernetzen", so Dr. Ricardo Reibsch, der Autor der Studie.
„Zudem zeigen auch die ökonomischen Untersuchungen, dass Haushalte und Verteilnetzbetreiber finanziell von dieser netzdienlichen Betriebsweise profitieren." Beispielsweise profitieren Haushalte durch die Flexibilisierung der Niederspannungsnetze, da über 10 % der vormals abgeregelten PV-Energie besser genutzt werden kann. Dadurch lassen sich die Netzbezugskosten nahezu halbieren. In allen untersuchten Varianten würden 75-100 % der Haushalte von der Flexibilisierung profitieren, da die Einsparungen die Investitionskosten in Batterie- und Wärmespeicher mehr als ausgleichen.
Die Technologien zur Hebung der Flexibilität im Niederspannungsnetz stehen längst zur Verfügung. Aber es braucht weitere Verbesserungen der Marktbedingungen, um die Investitionen anzureizen.
Dr. Ricardo Reibsch: „Wenn es gelingt, die Niederspannungsnetze zu flexibilisieren, wird das Energiesystem fit für den Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Elektrifizierung von Wärme und Mobilität. Davon profitieren wir am Ende alle. Es braucht jetzt konkrete Maßnahmen, um den Ausbau der Speichertechnologien systemdienlich zu organisieren. Zudem gilt es endlich die Digitalisierung in den Netzen in großen Schritten voranzubringen und die Rahmenbedingungen für lokale Flexibilitätsnutzung zu verbessern."